Dienstag, 18. Oktober 2022

Philipp Sterzer: Die Illusion der Vernunft - Warum wir von unseren Überzeugungen nicht zu überzeugt sein sollten

Werbung//Rezensionsexemplar
"Die Illusion der Vernunft - Warum wir von unseren Überzeugungen nicht zu überzeugt sein sollten" von Philipp Sterzer ist Anfang September 2022 im Lagato Verlag erschienen. Das Hörbuch umfasst etwa 11 Stunden und wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

Inhalt 

Corona-Leugner, Klimaskeptiker, alternative Fakten – wie ist es möglich, dass Menschen felsenfest von Dingen überzeugt sein können, die eindeutig falsch sind? Sind sie einfach nur schlecht informiert? Oder gar verrückt? Oder liegt es daran, dass sie gern nur das glauben, was sie glauben möchten?

Alle Menschen sind irrational – auch die, die von ihrer Rationalität überzeugt sind. Der Neurologe, Psychiater und Hirnforscher Philipp Sterzer erklärt, warum das so ist und welche Schlüsse wir daraus ziehen können. Ein neuer Blick auf subjektives Erleben, soziales Bewusstsein und die Wahrnehmung der Welt.

Meine Meinung

Aufgefallen ist mir das Hörbuch aufgrund des hübschen Covers. Ich mag die Farben und Optik. Dann hat mich natürlich der Titel eingefangen und ich erkannte schnell, dass die Thematik des Buches in dieser Zeit sehr gut passt.
"Corona-Leugner, Klimaskeptiker, alternative Fakten – wie ist es möglich, dass Menschen felsenfest von Dingen überzeugt sein können, die eindeutig falsch sind?" - diese Frage bringt es auf den Punkt, was mich mindestens seit Corona und den Corona-Leugnern beschäftigt. Daher war ich sehr gespannt auf das Hörbuch. 
Das Buch ist recht anspruchsvoll, weil der Autor einige Fachbegriffe verwendet und viel über Vorgänge im Gehirn und damit einhergehende Krankheiten spricht. Dennoch ist eigentlich alles gut verständlich und nachvollziehbar beschrieben. 
Zu Beginn beschreibt der Autor anhand einige Fallbeispiele, wie schwer es ist, Diagnosen zu stellen und wie sie sich auf das Leben der betroffenen Menschen auswirken können, insbesondere dann, wenn sie falsch sind. Die Grenze zwischen "normal" und "krankhaft" ist fließend und macht es schwer, als Arzt oder Therapeut richtig zu handeln.
Es gab Kapitel, wie zum Beispiel eins, in dem es um Schizophrenie ging, die sich ziemlich gezogen haben. 
Dann wiederum erzählt der Autor von Studien, die zeigen, dass wir an einmal getroffenen Entscheidungen oftmals nicht zweifeln und Argumente dafür finden, statt sie infrage zu stellen. 
Ein großer Teil des Buches beschäftigt sich mit der "Predictive Processing" These. Unser Gehirn, das in unserem Schädel sitzt und die Außenwelt nur durch Reize wahrnimmt, baut sich ein Modell der Außenwelt und lernt über die Zeit alles vorherzusagen. Wir können schneller reagieren, wenn wir von gewissen Vorhersagen ausgehen und nur auf Abweichungen reagieren. 
Ich finde die Inhalte des Buches super spannend und bin dem Verständnis, wie wir Menschen ticken, wieder einen kleinen Schritt näher gekommen. Manche Ausführungen waren mir etwas zu ausführlich oder nicht relevant genug, aber dennoch habe ich viel Interessantes erfahren und würde das Buch allen weiterempfehlen, die sich dafür interessieren.
Noch ein Thema am Rande: dass der Autor gendert, macht ihn mir gleich sympathischer 😉 Den Sprecher fand ich sehr angenehm zuzuhören.

Kommentar veröffentlichen

Mein Blog und ich leben von deinen Kommentaren. Vielleicht möchtest du uns mit einem kleinen Text unterstützen?